Veronica La Bella

Graphic Novel „Veronica la bella“ als Eichstätter Koproduktion von Alessandro Serafini und Elisabeth Schinagl erschienen.

Sie wurde geliebt und gehasst, verfolgt und bewundert: Veronica Franco (1546-1591) war eine der schillerndsten Frauenfiguren der Renaissance.
Sie galt als gebildete Kurtisane (cortegiana onesta), verkehrte in den angesehensten Zirkeln Venedigs und zählte zu den berühmten intellektuellen Prostituierten der Stadt. Sie studierte Philosophie und scharte zahlreiche Dichter und Maler um sich. Nach einer kurzen Ehe mit einem wohlhabenden Arzt verließ sie ihn und erzog ihre Kinder alleine, flüchtete vor der Pest und kehrte wieder in die Stadt der Masken zurück. Ihre Liebesgedichte „Terze rime“ zählen heute zur Weltliteratur.

Das außergewöhnliche Leben dieser Frau ging nun in die kongeniale Koproduktion zweier Eichstätter Künstler ein: Alessandro Serafini, Maler, Grafiker, Kunstpädagoge und Buchillustrator, lebt seit 1998 in Eichstätt und hatte während des zweiten Lockdowns im Frühjahr die Idee zu dieser Graphic Novel, nachdem er mit „Sine N“ bereits ein ähnliches Werk gezeichnet hatte. Für den deutschen Text konnte er mit Elisabeth Schinagl eine Eichstätter Autoringewinnen, die Romane mit Lokalkolorit (,,Francobaldi“, ,,Dreizehn Tage“) ebenso verfasst hat wie historische Romane auf italienischem Boden (,,Die geheime Akte des Cassiodor“). Schinagl erfüllte sich mit dieser Graphic Novel nach eigener Aussage zwei Träume: Sie wollte schon lange einmal eine Geschichte schreiben, die in Venedig spielt, und mit Serafini zusammenarbeiten, dessen Bilder sie sehr schätzt.

Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit liegt nun vor:
Ein phantastisch gezeichnetes Werk im Din A 4-Format entführt den erwachsenen Leser in die geheimnisvoll-abgründige und dekadent-sinnenfreudige Welt Venedigs, in die Stadt der Künste und der Kultur, der Feste und des Esprits. Mit viel Liebe zum Detail hat Serafini die insgesamt 49 Seiten allesamt von Hand gezeichnet. Mit Bleistift, Kugelschreiber und Filzstift entstanden so weiche Konturen und ausdrucksstark detaillierte venezianische Momentaufnahmen aus der Stadt der Palazzi und Gondolieri, deren Bandbreite von der ganzseitigen Großansicht des Canal Grande oder des Dogenpalastes bis zu kunstvoll arrangierten, teilweise ineinander hineinreichenden kleineren Formaten auf einer Seite reicht. Dass dabei auch erotische Darstellungen des weiblichen Körpers anzutreffen sind, liegt in der Natur der Dinge. Die schönste Frau Venedigs war bekanntlich Kurtisane. Aber welche Geschichte erzählen Serafini und Schinagl eigentlich?

Ein Kennzeichen der Graphic Novel ist die epische Komplexität des Plots, die auch in „Veronica la bella“ eingegangen ist: Die Biographie von Veronica Franco ist als Binnenerzählung kunstvoll in eine Rahmengeschichte eingebettet: Der Wiener Baron Wiehler besucht gegen Ende des 18. Jahrhunderts seine Freundin Signora Tozzi, die Gattin eines reichen Kaufmanns, in Venedig und lernt dort die Stadt, die Oper und die Lebensfreude kennen. Als ihm die Signora in ihrem Salon ein berühmtes Porträt Tintorellos von Veronica Franco zeigt, ist seine Neugier geweckt: In der Folge erzählt Signora Tozzi Veronicas faszinierende – und leicht abgewandelte – Lebensgeschichte aus der Renaissance.

Serafini und Schinagl ist mit „Veronica la bella“ mehr als nur ein Comic für Erwachsene gelungen: Die Graphic Novel ist absolut lesenswert. Der Band wurde im Selbstverlag veröffentlicht und ist zum Preis von 30,00 Euro in der Buchhandlung St. Willibald am Dom oder in der Buchhandlung Cebulla in Eichstätt erhältlich.

(Dieser Textartikel erschien im Eichstätter Kurier, 19.10.2021)